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Eine Frage die einfach klingt aber so viele und vor allem negative Facetten mit sich bringt. Wer wirklich Interesse an einer Person hat, sollte nicht nach dem „Woher“ sondern vielmehr nach dem „Wer“ fragen. In diesem Sinne haben wir uns auf die Suche nach der Definition von Kultur und kultureller Identität gemacht und fünf Wahlwiener*innen gefragt, wie sie zu diesem Thema stehen. 

Was bedeutet der Begriff Kultur? 

Julia: Kultur ist für mich alles was mich umgibt, sowohl mein Alltag, als auch mein Beruf und meine nahe Umgebung. 

Maiko: Das ist sehr schwer zu definieren.  Als Mixed Person bedeutet der Begriff Kultur etwas ganz anderes als für jemanden, der nur mit einer Kultur aufgewachsen ist. Mixed zu sein bedeutet für mich, das Privileg zu haben, Dinge permanent aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten zu können. 

Philip: Kultur sehe ich als einen Raum, der geschaffen wird, in dem die einen konsumieren, was die anderen produzieren und dritte wiederum beobachten.

Chefy: Leben. Kultur ist eine Vermengung von Aktivitäten, Wünschen, kurz wie wir uns bewegen. Kultur ist nicht statisch sondern wandelbar. 

Giovanna: Kultur ist ein sehr weitläufiger Begriff, ich verstehe darunter alles, was vom Menschen gemacht wird. Kultur ist aber auch sehr individuell, abhängig von den Dingen, mit denen man sich beschäftigt. Teil der Kultur meiner Generation können zum Beispiel Memes sein. 

Julia Diaba hat Musik studiert und unterrichtet mittlerweile an mehreren Musikschulen Cello. In der wenigen Freizeit, die ihr bleibt, würde sie am liebsten nichts tun, abgesehen von Lesen und Reisen.

Ist Kultur oder Identität nationalitätsgebunden? 

Julia: Nein, viele verstehen das so. Hier wird aber denke ich Tradition mit Kultur verwechselt. 

Philip: Es scheint manchmal einen Zusammenhang zu geben. Ich erkenne dieses Phänomen oft, bei der Fußball WM oder EM, bei der Migrant*innen im Ausland zwanghaft ihre Nationalität bzw. Zugehörigkeit unter Beweis stellen wollen. 

Maiko: Nein, denn ich halte die Nationalität selbst für ein sehr abstraktes Konstrukt.

Giovanna: Nein absolut nicht. Ich denke, dass es regionale Kulturen gibt, die stark auf die Nation bezogen sind, allerdings sind viele Kulturen, die meine Generation heute lebt, länderübergreifend. 

Maiko Sakurai hat Schmuckdesign studiert, macht Skulpturen, Bilder und mit ihrer Tanzkollegin auch Performances. Auf ihrer Website kleinetaenzerin.com vereint sie alle Künste.

Welche Identität hast du für dich gefunden? 

Julia: Gefunden wäre das falsche Wort, da ich sie nie explizit gesucht habe und ich mich stetig weiterentwickle. Ich würde mich aber als weltoffen und interessiert beschreiben.

Maiko: Ich würde mich als Halbjapanerin bezeichnen. Ich bin zwar in Österreich geboren, besitze aber bis heute keinen österreichischen Pass. Die Ablehnung die ich erfahren habe, hat mich in meiner Identität beeinflusst. 

Philip: Früher hätte ich ewig lange versucht meine Identität mit meiner Herkunft zu verknüpfen und so habe ich abgeschlossen mit mühsam aufrechterhaltenen Definitionen von kultureller Identität. Mittlerweile finde ich die einzige Antwort, die nicht fehlerhaft ist, mich als Europäer zu bezeichnen. So wie sich die Kulturen entwickelt haben, sehe ich kaum mehr Unterschiede zwischen den europäischen Ländern, abgesehen von den Sprachen.

Chefy: Meine Identität ist stark beeinflusst von meinem Dasein als Frau. Als ich nach Österreich gekommen bin, wurde ich sehr oft für eine Nigerianerin gehalten. Diese fremden Identitäten, mit denen man konfrontiert wird, hatten auch einen starken Einfluss auf mein jetziges Dasein. Ich sehe meine Identität, ebenso wie Kultur, stetig im Wandel, bei der Konfrontationen in allen Facetten ausschlaggebend sein können. Wie hast du zu deiner Identität gefunden? 

Maiko: Bis ich 16 war, war ich gefühlt Österreicherin. Die Identifizierung mit Japan hat erst im Alter von 17 Jahren begonnen. Da habe ich mehr Zeit mit meinem Bruder und seinen Freunden verbracht. Als Kind war ich in Japan und das nächste Mal erst mit achtundzwanzig, ein Monat, ganz alleine. Diese Reise hat mir gezeigt wie sehr japanisch ich eigentlich sein kann beziehungsweise bin. Sobald ich allerdings in den Arbeitskontext in Japan eingestiegen bin, wurde mir klar wie wenig japanisch ich in diesem Sinne bin. 

Philip: Die Dualität der Kulturen in Südtirol hat besonders in der Schulzeit viele Konflikte hervorgerufen, durch Beschimpfungen, physische Gewalt und Ausgrenzung. In Südtirol muss man sich im Alter von vierzehn Jahren entscheiden, welcher Sprachgruppe man sich zuordnet, also Deutsch, Italienisch oder Ladinisch. Zweisprachig gibt es hier nicht. In dem Alter habe ich mir zum ersten Mal die Frage gestellt, wer ich bin. Zwischen meinem Vater und meiner Mutter wollte ich mich nicht entscheiden, daher habe ich Ladinisch angekreuzt, eine Sprache die ich gar nicht beherrsche. 

Giovanna Dobinger zog im Alter von zwölf Jahren mit ihrer Familie für fünf Jahre nach Kolumbien. Jetzt ist sie wieder in Wien und studiert English and American Studies. Zurzeit lernt sie selbständig Koreanisch.

Chefy Alvarez-Dobinger ist Historikerin und Frauenwissenschaftlerin. Derzeit studiert sie am Afro Lateinamerikanischen & Karibischen Institut. Zudem gründete sie vor 25 Jahren den Verein „Frauen in Kunst“ in Honduras.

Wie hat dein Aussehen dich in deiner Identitätsfindung beeinflusst? 

Maiko: Als ich jung war konnte man mich in Österreich schlecht bis gar nicht zuordnen. Vor dem Jahr 2010 gab es defacto sehr wenige Asiaten in Österreich und noch weniger Mixed Asiaten. Ich wurde nie als Halbasiatin erkannt. Um ehrlich zu sein habe ich das sogar ein bisschen genossen, den Leuten die Verwirrtheit nehmen und ihnen stolz zu erzählen, dass ich Halbjapanerin bin. Das Lustige ist, in Japan würde ich auch nie als Halbjapanerin erkannt werden, für Japaner bin einfach „weiß“. 

Philip: Es hat mich sehr beschäftigt einen italienischen Nachnamen zu haben und nicht wie ein Italiener auszusehen. 

Chefy: Dadurch, dass einem andere, wenn sie einen sehen, oft eine andere Identität zuschreiben, habe ich auch sehr mit meinem Aussehen und meiner Erscheinung als Frau gespielt. Dieses Spiel mit den Blicken der Anderen, beziehungsweise mit verschiedenen Masken, ist bestimmt auch Teil meiner Identität als Frau. 

Giovanna: Ich habe mir früher die Haare geglättet. Glatte Haare waren damals mein großer Wunsch. Mittlerweile liebe ich meine natürlichen Haare und spiele mit verschiedenen Looks und Augenfarben, ich trage oft Kontaktlinsen. Meinen Körper so zu lieben, wie er ist, hat mich auf jeden Fall beeinflusst. 

Philip Gazzarata hat Architektur studiert und ist Besitzer eines Schallplattengeschäfts. Wenn er nicht gerade Vinyl quer durch Wien transportiert spielt er am liebsten Basketball, schreibt oder baut Sachen.

Wie beantwortest du die Frage: „Woher kommst du?“ 

Philip: Je nachdem wo ich bin und mit wem. In Wien sag ich oft, dass ich aus Südtirol komme, um Vorurteile vorwegzunehmen. 

Giovanna: Ich komme aus Österreich und wenn sie fragen woher ich wirklich komme, dann antworte ich Österreich, schließlich bin ich hier geboren. Ich erkläre ihnen dann aber auch oft, dass meine Mutter aus Honduras kommt und, dass das nicht in Afrika liegt. 

Julia: Aus Wien, und wenn darauf eine Nachfrage kommt, zeigt es, dass mein Gegenüber meine Antwort nicht akzeptiert. Das halte ich für rassistisch. Erzähle von den Vorbildern deiner Jugend. 

Maiko: Mein jüngster Bruder war mein Vorbild. Er war schon viel früher mit seiner asiatischen Seite verbunden und hat dies als ganz natürlich wahrgenommen. Deshalb habe ich mich auch, im Alter von sechzehn Jahren, ein bisschen an ihn „gehangen“. Außerdem ist er wahnsinnig talentiert, also auch künstlerisch zählt er zu meinen absoluten Vorbildern. Da es, wie gesagt, keine Mixed Asiaten in Österreich gab, habe ich mich zudem sehr mit der mixed black culture identifiziert, die in den Achtzigern und Neunzigern einfach um einiges etablierter war. 

Philip:Ich habe mich in meiner Jugend sehr von der Afroamerikanischen Kultur angezogen gefühlt. Da Afroamerikaner, ebenso wie ich, zwischen zwei Kulturen standen und daraus ihre eigene gemacht haben. 

Chefy: Meine Ballettlehrerin in Honduras war mir ein großes Vorbild, sie war eine Göttin. Und natürlich die Literatur, denn bei uns wurde immer sehr viel gelesen, ich habe mich von Kultur „ernährt“. 

Giovanna: Zu meinen größten Vorbildern gehört die Band BTS, denn neben der Musik engagieren sie sich sozialpolitisch. Sie haben ihre eigene Kampagne mit Unicef, die heißt „Love yourself“.  Aber auch die Youtuber Matt D’Avella und the Minimalists sehe ich als meine Vorbilder, da ich mich sehr gut mit ihnen identifizieren kann. 

Wie würdest du die Österreichische Kultur in fünf Worten beschreiben? 

Julia: Gemütlich, langsam. In Österreich muss man immer zu einer Gruppe oder einem Verein gehören, daher sehe ich einen großen Drang nach einer gewissen Zugehörigkeit. Lustig, man kann mit und über Österreicher*innen sehr gut lachen. 

Maiko: Privilegiert, genussvoll, entspannt / gemütlich, bürgerlich, sozial. 

Philip: Naturverbunden und sehr ästhetikfixiert. 

Chefy: „Gehma an die frische Luft“. Dieser Satz trifft es ziemlich gut. 

Giovanna: Der Inbegriff der österreichischen Kultur ist für mich Wandern.  Also ich würde sagen, dass Österreicher*innen sehr naturverbunden sind. 

Fotos von Frances Stusche @francestusche

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