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Was Frauenmorde besonders macht

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Frauenmorde sind anders zu behandeln als andere Morde. Während Mordraten generell zurückgehen, bleibt die Anzahl der Frauenmorde gleich oder steigt sogar an. Morde an Frauen beruhen auf einem strukturellen Problem in unserer Gesellschaft. Sie bilden die Spitze von frauenverachtendem Verhalten (auch misogynes Verhalten genannt). Beim Großteil dieser Morde handelt es sich um den sogenannten Intimpartnerfemizid, einen Mord innerhalb einer Beziehung, oder auf die Trennung einer romantischen Beziehung folgend (Krickel 2020). 

Femizide geschehen häufig, weil Männer denken sie hätten ein Recht auf Macht über Flinta*Personen1 und auf Privilegien in der Gesellschaft. Sie fühlen sich deshalb von Ansätzen der Gleichberechtigung eingeschüchtert. Diese Männer bauen Wut gegen all jene auf, die nun Rechte bekommen, die sie früher nicht hatten. Für intim Femizide reicht es oft, dass eine Frau ihrem Partner widersprochen hat, nicht mit ihm schlafen wollte, oder ihn spüren hat lassen, dass er nicht ihre einzige Priorität auf dieser Erde ist. Frauenmorde außerhalb von Beziehungen können ähnliche Motive aufweisen. 

Es gibt leider Männer, die der Meinung sind, Frauen sollten ihnen untergeordnet sein, und weil das gesellschaftlich nicht mehr so ist, werden sie gewalttätig um zu zeigen, dass sie zumindest physisch überlegen sind (Kaiser 2020). 

1 Frauen, Lesben, Intersektionelle Personen, Non-Binary Personen, Transgenderpersonen, Agenderpersonen.

Was bedeutet Femizid? 

Die WHO definiert Femizide als vorsätzliche Morde an Frauen, weil sie Frauen sind (Krickel 2020). Der Begriff Femizid kommt vom englischen „femicide“ und wurde in den 1970ern von Diana Russel, einer amerikanischen Soziologin, geprägt um sichtbar zu machen, dass weiblich gelesene Menschen an vielen Orten Gewalt zugefügt wird, weil sie weiblich gelesen werden. Frauen werden also umgebracht weil sie Frauen sind. Männer wären in ihrer Position nicht derselben Gefahr ausgesetzt.

Medienberichte, die von „Beziehungsdramen“ oder ähnlichem sprechen, verharmlosen die Thematik. Es braucht die Begriffe Femizid und Feminizid um zu zeigen, dass es sich um ein gesellschaftliches Problem handelt und nicht nur um losgelöste Einzelfälle2

Auch wenn es sich nicht nur um CIS-Frauen3 handelt, sondern um weiblich gelesene Personen, werde ich in diesem Artikel über Frauen schreiben, da statistisch leider kaum Daten vorhanden sind, die innerhalb des Rahmens von Flinta* Personen genauer differenzieren. Femizid als Wort hat im letzten Jahrzehnt mehr Sichtbarkeit bekommen, insbesondere seit die Vienna Declaration on Femicide 2012 unterschrieben wurde (Krickel 2020: 12), seit 2020 ist es auch im Duden zu finden.

2 Die selbe Art problematischer Berichterstattung lässt sich erkennen, wenn es um durch weiße Personen verübte Terroranschläge geht, weiße Täter werden gerne als Einzeltäter dargestellt, die eine Ausnahme bilden, nicht nur bei Frauenmorden. 

3 Cis-Personen sind jene Menschen, deren Genderidentität dem Geschlecht entspricht, dass ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde – Cis-Frauen entsprechen den biologisch weiblichen Geschlechtsmerkmalen.

Was bedeutet Feminizid?

Weil Frauenmorde auch strukturell bedingt sein können, wenn sie nicht von Personen im persönlichen Umfeld verübt werden, gibt es noch einen zweiten Begriff dafür: Feminizid. Dieser Begriff leitet sich vom Wort feminicido ab und kommt aus Lateinamerika, wo sehr viele Frauen getötet werden. Er soll die Struktur hinter diesen Morden hervorheben, damit werden auch Morde mit eingeschlossen, die von staatlichen Akteuren verübt werden, also zum Beispiel von der Polizei. Der Begriff soll auch dazu dienen, ein Licht auf das Rechtssystem zu werfen: die Art, wie Gerichte über Mordfälle berichten und wie die Polizei ermittelt. Mit dem Wort Feminizid werden auch Morde an Frauen erfasst, die im Zuge von kriegerischen Auseinandersetzungen geschehen. 

“Frauenmörder kenne ich sicher keine”

Ein immer noch verbreiteter Mythos ist, dass es sich bei Frauenmördern um generell gewalttätige Karriere-Kriminelle handelt. Männer, die ihre Partner:innen umbringen, weisen ein anderes Profil auf, als jene. die außerhalb persönlicher Beziehungen töten, sie haben oft höhere Lebensstandards, besser bezahlte Jobs und weniger oft kriminelle Vorgeschichten (Krickel 2020). 

Es ist zwar so, dass viele Täter schon im Vorfeld für die Polizei auffällig geworden sind, jedoch anders als andere Mörder. Sie sind oft nicht straffällig, sondern es gab im Vorfeld lediglich Anschuldigungen wegen häuslicher Gewalt, oder Lärmbeschwerden durch Nachbarn, zum Beispiel wegen eines häuslichen Disputs. Betroffene neigen leider oft dazu ihre gewalttätigen Partner vor der Polizei zu beschützen.

Femizide in Österreich

In Ländern, in denen die Einwohner:innen im Durchschnitt gut verdienen, geht die generelle Mordrate stetig zurück, die Frauen-Mordrate jedoch nicht. Dies führt dazu, dass in vielen dieser Länder mehr Frauen ermordet werden als Männer. Weltweit sind Mordopfer zu 20% weiblich, doch in Ländern wie Österreich sieht das sehr anders aus (Krickel 2020). 

Wenn es um Femizide geht ist Österreich der Europameister – in keinem anderen EU-Land werden mehr Frauen als Männer umgebracht. Allein dieses Jahr kam es schon zu 15 Femi(ni)ziden4. 2020 wurden in Österreich 43 (vollendete) Morde angezeigt, 31 der Mordopfer waren Frauen. 22 dieser Morde wurden von Männern verübt, die in einem Naheverhältnis zum Opfer standen, 15 von (Ex-)Partnern

Das heißt 72% der Mordopfer waren weiblich, 51% der Opfer standen nach Ermittlungen in einem Naheverhältnis zu ihren männlichen Mördern5 und 35% waren an einem Punkt ihres Lebens mit ihren Mördern in einer romantischen Beziehung. Die Zahl der Frauenmorde hat sich in Österreich in den letzten acht Jahren verdoppelt (Krickel 2020: 9).

Wenn es um Täter geht, die Femizide verüben, verbindet sie Misogynie – eine Weltanschauung, die Frauen verachtet. Sie hängen an imaginierten Machtansprüchen und Überlegenheitsphantasien, und denken, sie könnten sich durch physische Gewalt und Einschüchterung Respekt verschaffen. Es ist kein Muster zu erkennen, was Religion, oder Herkunft angeht. Auch wenn die Österreichische Regierung nach dem Mord letzte Woche gerne so tut als wäre der Asylstatus einer Person ausschlaggebend, er ist es nicht. 

Dieser Beitrag ist in Kooperation mit Hass ist nicht normal entstanden. Falls ihr mehr über das Thema Diskriminierung lesen und lernen wollt schaut auf ihrem Instagram-Kanal vorbei. Wir freuen uns sehr auf die gemeinsame Zusammenarbeit!

4  Stand 01.07.2021

5 Es können auch mehr sein, da die Mörder nicht immer bekannt sind

Quellen:

Julia Sabina Krickl B.A. 2020 „Femicide – Killing Women Is Political. A Theoretically Informed, Structural Analysis of Femicide Trends in High-Income Countries.

Susanne Kaiser Politische Männlichkeit: Wie Incels, Fundamentalisten und Autoritäre für das Patriarchat mobilmachen

https://de.statists.com/statistik/daten/studie/981564/umfrage/angezeigte-morde-in-oesterreich/

https://www.br.de/nachrichten/kultur/femizide-morde-an-frauen-weil-sie-frauen-sind,SVfxu29

https://www.aoef.at/images/04a_zahlen-und-daten/Frauenmorde_2020_Liste-AOEF_28-12-2020.pdf

https://www.aoef.at/index.php/zahlen-und-daten

https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/land-der-berge-land-der-frauenmorde-hohe-zahl-von-femiziden-in-oesterreich-100.html

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