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Alex Lazarov (20) ist ein ambitionierter Wiener Filmemacher und ein alter Bekannter von NAKE. In unserer zweiten Printedition hat er bereits über Coming-Of-Age-Filme, die von Jugendlichen und ihrer Welt handeln, geschrieben. Seine Vorliebe für klassische Spielfilme zeigt sich auch in seinem neuestem Projekt „Release Date“ in dem es um Rap und Erwachsenwerden geht. Wie er überhaupt zum Filmemachen gekommen ist beantwortet Alex im Interview 

Gratulation zur Veröffentlichung von „Release Date“, deinem neuesten Projekt. Wie hast du denn mit dem Filmemachen begonnen?

Ich war 13 Jahre – also relativ jung – als ich den ersten Kurzfilm gemacht habe. Damals hatte ich das Glück, dass ich schon sehr früh etwas gefunden hatte, das mich interessiert und mir Spaß macht. Bevor ich den ersten Film produziert habe, habe ich mit Film-Reviews und Reaction-Videos über Youtube begonnen. Über die Filmkritiken und das „Darüber Sprechen“ habe ich gemerkt, dass ich Filme machen möchte, jedoch habe ich es mir lange nicht zugetraut. „Ich habe nicht die richtigen Ideen. Das ist zu aufwendig.“, aber irgendwann war ich an einem Punkt, an dem ich mir gesagt habe: „Komm, lass mal ausprobieren, jetzt hast du die Zeit dafür!“. Mit Mitschüler*innen und einem iPad habe ich dann die ersten Kurzfilme produziert.

Wie hat dein erstes Projekt ausgesehen?

Das habe ich erst letztens wieder gesehen, als ich Anfang des Jahres für meinen autobiografischen Kurzfilm recherchierte. Damals habe ich vieles, was in meinem Leben passiert ist, dokumentiert. Mit Freunden. In und außerhalb der Schule. Es hat aber lange Zeit gedauert, bis ich meinen eigenen Weg gefunden habe. Mit 13 habe ich eher versucht Filme wie „Inception“, die Batman- oder Marvel-Filme nachzuahmen, dementsprechend haben diese Filme auch ausgesehen. Einen Millionen-Blockbuster ohne Budget zu imitieren, funktioniert nun mal nicht. Meine ersten Filme hat auch einfach keiner verstanden. Trotzdem hat mein Umfeld respektiert was ich gemacht habe. Ich hab das Filmemachen damals schon sehr ernst genommen und nie „zum Spaß“ gemacht. Deshalb kann ich mich sehr glücklich schätzen, dass mich so viele Leute von Beginn an unterstützt haben, selbst wenn die Geschichten meiner Filme auf andere noch sehr kurios gewirkt haben. Nach ein paar Jahren habe ich dann Inhalte gefunden, die aus meinem persönlichen Leben kommen und filmisch gut erzählbar sind. Bis heute sind noch öfters Leute dabei, die schon bei den ersten Projekten mitgewirkt haben.

Wie kommst du zu deinen Schauspieler*innen und der gesamten Crew?

Ganz am Anfang waren es Leute in meiner unmittelbaren Nähe, also Freund*innen und Klassenkolleg*innen. Mit ihnen habe ich auch über mehrere Jahre immer wieder Filme umgesetzt. Sie hatten viel Talent dafür. Wir haben das durchaus ernstzunehmend gemacht. Als ich die Matura hatte, habe ich mir vorgenommen, dass ich im Sommer ein ganz krasses Projekt mache. Als Abschluss einer Ära. Also habe ich mir gedacht  dass ich den nächsten Schritt gehen und mit ausgebildeten und erfahrenen Schauspieler*innen drehen will. Dazu habe ich dann ganz viele Casting Ausschreibungen online gestellt, Schauspielschulen in Wien gesucht und ihnen Anfragen gesendet. Dadurch habe ich die ersten Schauspieler*innen gefunden, mit denen ich immer wieder arbeite oder drehe. Nach wie vor schreibe ich aber für fast jedes größere Projekt ein Casting über Instagram oder Facebook-Gruppen aus. Da kommen dann entweder schon erfahrene Schauspieler*innen oder auch Jugendliche, die noch nie gespielt haben. Erst letztens habe ich sehr junge Schauspieler*innen von 8-12 Jahre gesucht und dann hatten wir letzten Endes 13-jährige Kids dabei, die zum ersten Mal vor der Kamera standen und das super gemacht haben. Die Jugendlichen kamen damals über Instagram auf mich zu. 

Du hast dir ein sehr starkes Netzwerk über die sozialen Medien aufgebaut. Ist es heute leichter sich untereinander zu vernetzen und gemeinsam zu arbeiten?

Wenn man in der Kulturbranche tätig ist, wird einem ständig gesagt, dass man Connections braucht. Aber natürlich hat man keine Connections, wenn man beginnt. Doch das ist meines Erachtens das geringere Problem. Vor allem wenn man aus Wien kommt und für eine gewisse Zeit einer Sache nachgeht, hat man selbst schon sehr viele Leute kennengelernt und viele haben einen zumindest schon einmal wahrgenommen. Nach ein paar Jahren in der Film- und Videobranche spricht man sich schon rum. Und heute habe ich die Connections, die ich zu Beginn nicht hatte, weil ich schon einige Kurzfilme produziert habe und immer darauf achte, dass diese gut präsentiert werden. Wenn mich jemand sucht, dann sollen sie auch sehen, was ich mache. Eine gute Präsentation wird auch von allen wertgeschätzt und Leute sind dann super gern dabei. 

Was hat dich an deinem neuen Projekt “Release Date” gereizt?

Mit „Release Date“ wollte ich zwei Dinge zusammenbringen. Einerseits bin ich ein großer Hip Hop und Rap-Fan, denn die Musik und Kultur dahinter begleitet und beeinflusst mich schon seitdem ich 16 bin. Deshalb wollte ich mich diesem Thema schon seit Längerem mit einem Kurzfilm widmen. Ich habe mich dann hingesetzt und überlegt: „Was kann das für eine Geschichte sein? Ich bin ja kein Rapper, kenne ein paar Musiker*innen, aber nicht viele. Wie kann ich trotzdem authentisch erzählen?”. Dabei habe ich bemerkt, dass ich über die ganzen Jahre hinweg, unbewusst Recherche betrieben habe, weshalb mir das Finden der Geschichte dann doch leichter viel. Andererseits wollte ich etwas anderes als die letzten Kurzfilme, die allesamt Experimentalfilme waren, machen. Ich bin ein großer Fan von klassischen Spielfilmen. Am Ende des Jahres sind meine Lieblingsfilme Streifen, in denen Leute reden. So etwas simples und klassisches wollte ich auch machen. Dazu habe ich diese Vater-Sohn-Geschichte geschrieben, in der es auch um das Erwachsenwerden, Fame,  Rap und das Gefühl einen Rapper als Vater zu haben, geht. 

Sehr gelungener Kurzfilm, gratuliere! Als Filmemacher ist wohl kein Tag wie der andere, aber wie würdest du deinen Arbeitsalltag beschreiben?

Es ist mehr Routine dabei, als viele Leute annehmen würden. In den letzten zwei Jahren habe ich bemerkt, dass Filmemachen, vor allem wenn man Autor*in, Regisseur*in und Produzent*in ist, sehr einsam sein kann. Wochenlang sitzt man alleine, erstellt Konzepte, organisiert Dinge, nur um in einer sehr kurzen und intensiven Zeit mit sehr vielen Leuten zusammenzuarbeiten. Filmemachen ist also eine sehr einsame Angelegenheit, selbst wenn es an einem Set nicht danach aussieht. Bei so Autor*innenfilmen, wie ich sie mache, sitzt man zu 80% der Zeit vor dem Schreibtisch und schreibt etwas, erstellt Excel-Tabellen oder schneidet tagelang, ohne aus dem Haus zu gehen. Der Alltag ist oft viel langweiliger und schwieriger, als von Außen wahrnehmbar. Man vergisst oft, wie viel harte und langwierige Arbeit reingesteckt werden muss, bevor man zu einem coolen Film kommt. „Release Date” ist eigentlich nur ein 5-Minuten Film, doch wir haben zwei Monate fast durchgehend an dem Projekt gearbeitet. 

Du bist ja Autodidakt, hast dir also alles selbst beigebracht, wie stehst du zum Filmstudium?

Gute Film-Unis, wie die Filmakademie in Wien, können einem sehr viel bringen, doch bevor man diesen Schritt geht, sollte man schon an Filmen gearbeitet oder sich ausprobiert haben. Da checkt man erst, was alles dahintersteckt. Es gibt so viele Leute, die dann merken, dass das Studium doch nichts für sie ist. Das ist vor allem blöd, weil eine Ausbildung finanziell und zeitlich sehr viel in Anspruch nehmen kann. Lieber vorher Ausprobieren und dann Entscheiden! Dann kann ein Studium auch eine gute Sache sein, aber auch nicht der einzige Weg.

Welche Hürden hat die Film-Branche zu überwinden? Wie möchtest du dazu beitragen, Stereotype aufzubrechen?

Meine Kurzfilme thematisieren nicht direkt große Gesellschaftsthemen. Ich verwende eher autobiografische, persönliche oder spezielle Themen, wie die Hip Hop Welt in „Release Date“. Stereotype versuche ich zu brechen, wenn ich bei den Casting-Ausschreibungen neben dem Alter nichts zum Aussehen der Schauspieler*innen angebe, weil das in meinen Rollen fast immer offen ist. Stereotypen sind schlimm, weil sie die Welt nicht darstellen, wie sie ist. Außerdem werden sie für Zuschauer*innen auf Dauer einfach langweilig. Es ist so wichtig, dass man sich aktiv darum kümmert, dass die Welt, die in deinen Filmen gezeigt wird, deine Welt repräsentiert. Wenn man nicht darauf achtet, passiert das unterbewusst, weil so vieles in uns schon vorprogrammiert ist. Im letzten halben Jahr habe ich gelernt, wie wichtig und notwendig eine aktive Auseinandersetzung damit ist, weil unsere Welt nicht aus Stereotypen besteht. 

Wie sehen deine Zukunftspläne und Visionen aus? Was steht als nächstes bei dir an?

Ich möchte das, was kommerziell gut läuft mit meinen Herzensprojekten verbinden, denn oft haben die Jobs, die Geld bringen, nur sehr wenig kreativen Spielraum. Mein Ziel ist es, coole Projekte zu machen, die mir am Herzen liegen und die ich nicht nur mache, weil sie mich karrieretechnisch weiterbringen oder einen anderen spezifischen Zweck erfüllen. Ich setze mir nie Pläne für mehr als ein paar Monate, weil mir das in meiner Welt nichts bringt. Woher soll ich wissen, an welchen Projekten ich in ein paar Monaten arbeiten werde? Als Videograph*in springt man von einem ins nächste Projekt. Vor ein paar Monaten wusste ich auch noch nicht, dass ich an den Projekten arbeiten werde, an denen ich gerade arbeite. Meine Ziele decken nur die nähere Zukunft ab und nicht das ganze nächste Jahr. 

Was würdest du anderen jungen Kreativen und Unternehmungslustigen mit auf den Weg geben?

Ich kann mal überlegen, was ich mir selbst raten würde, auch wenn das natürlich sehr viel ist und ich bestimmt etwas auslassen werde. Ich denke, man sollte sich nicht zu viel sagen lassen, man sollte aufpassen auf welche Leute man hört. Außerdem sind die meisten Dinge nicht so schwer, wie sie zu Beginn scheinen. Es gibt für alles eine Lösung. Ich würde Jungen Leute raten, immer an sich selbst zu glauben, denn wenn man nicht an sich selbst glaubt, wird es niemand anderes machen. Ich versuche immer solange an etwas zu arbeiten, bis ich selbst sagen kann: Das ist krass. 

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