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Dieses Mal haben wir für die Reihe „Jobkompott“ die Musikerin NENDA zu einem Online-Interview getroffen. Die in London lebende Tirolerin platziert ihre Single „Borders“ momentan in den Top 3 der FM4-Charts und steht demnächst als Darstellerin einer TV-Serie vor der Kamera. Im Gespräch erzählt sie, von ihrem Weg zur Musik und zum Schauspiel und den Stolpersteinen die sie überwunden hat.

Gratulation zur #1 in den FM4-Charts und der Nominierung zum „Best Music Video“ bei den Vienna Shorts! Wie fühlte es sich an mit „Borders“ vor Little Simz die Charts anzuführen? 

Ich habe mich total gefreut und geehrt gefühlt, neben Little Simz zu stehen! Sie ist eine meiner größten Vorbilder, auch wenn sie wahrscheinlich keine Ahnung davon hat, dass sie hier in „Austria“ in den Charts gelandet ist. 

Es ist ein bisschen surreal, dass es beide Lieder, „Mixed Feelings“ und „Borders“, auf Platz 1 geschafft haben, also hatten sie eine hundertprozentige Erfolgsquote. Darauf bin ich schon stolz.

Wie entstand „Borders“? Woher kam die Inspiration dafür?

Es war so, dass ein alter Freund, Fabian Sommavilla, mit seinem Buch „55 kuriose Grenzen und 5 bescheuerte Nachbarn“ an mich herangetreten ist. Darin geht es um unterschiedlichste, lustige, aber auch ernsthafte Grenzgeschichten. Wie Grenzen teilweise willkürlich gezogen und mit Herz und Leben verteidigt wurden, nur weil irgendwelche Menschen mal beschlossen haben, dass da jetzt eine Grenze verläuft. Fabian und der Katapult-Verlag haben mich dann gefragt, ob ich einen Song zu einer der Geschichten schreiben möchte. Nachdem ich mir dann einige der Texte durchgelesen hatte, habe ich mich für die Geschichte mit der Tochter, deren Vater ihr den Wunsch vom Prinzessinnen-Dasein ermöglichen wollte, entschieden. Der Vater hat dann zwischen Ägypten und dem Sudan ein Stück Land gesucht, um ein Königreich zu errichten. Irgendwie hat sich dann auch Disney involviert, weil sie einen Film darüber machen wollten. Zum Glück haben sie aber doch bemerkt, dass es im Jahr 2014 wohl nicht so eine gute Idee ist, als weißer Amerikaner nach Afrika zu gehen, um sich ein Stück Land zu krallen.

Ich hab mir dann noch mehr Gedanken zu Grenzen gemacht. Da mich die Geschichte von Tina, die mit ihrer Familie nach Georgien abgeschoben wurde, sehr berührt hat, wollte ich diese beiden unterschiedlichen Welten nebeneinander stellen. Einerseits die Seite, die viel Geld hat und machen kann was sie will und andererseits diejenigen, die auf der falschen Seite von Grenzen groß geworden sind und herumgeschoben werden, weil sie nicht dort sein dürfen, wo sie aufgewachsen sind. 

Deine Songs haben einen großen Aufklärungswert und es ist schön, dass du dir die Zeit nimmst den Hörer*innen von deiner Sicht auf die Welt zu erzählen. Was bedeutet es für dich ein Vorbild zu sein und deine Stimme dafür zu nutzen?  

Es freut mich, dass ich jetzt für Menschen, Jugendliche und Kinder, die sich vielleicht als Außenseiter fühlen oder auch so behandelt werden, ein Vorbild sein darf. In Österreich wird man ja immer noch als Außenseiter gesehen, wenn man nicht weiß ist. Deshalb freut es mich, dass ich Teil der Repräsentation sein kann, die ich nicht hatte als ich klein war. Es ist schön, dass ich Kindern Mut machen kann und viele Eltern haben mir auch davon berichtet. Eine Mutter kam auf mich zu und sagte, dass ihre Tochter zum ersten Mal mit offenen Haaren in den Kindergarten gegangen ist, nachdem sie mein Video gesehen hat. So etwas freut mich total. Mir ist es wichtig, dass Leute wissen, dass sie so wie sie sind an sich glauben und sich selbst toll finden dürfen.

Ich möchte, meine Stimme für die Dinge zu nutzen, die wichtig sind, um unsere Welt inklusiver zu gestalten und für uns alle einen schöneren Platz zu schaffen. 

Wie bist du zur Musik und zum Schauspiel gekommen? Seit wann bist du in London und woran arbeitest du im Moment? 

Eines nach dem anderen. Begonnen hat alles mit der Musik. Unsere Mama hat meiner Schwester und mir die Blockflöte aufgezwungen, dass muss sie dann aber bei dem ganzen Getröte auch gleich wieder bereut haben. In der Volksschule habe ich begonnen Gitarre zu spielen und Unterricht genommen. Mit zwölf kam dann noch das Schlagzeug dazu. Am Gymnasium habe ich den musikalischen Zweig gewählt und bin sehr froh, dass mich meine Musiklehrer*innen in meinen Plänen gefördert haben. In Österreich ist es uns oft nicht bewusst, dass man kreative Berufe ausüben kann. Deshalb bin ich sehr dankbar dafür, dass mich einerseits meine Mama und andererseits auch meine Musiklehrer*innen so unterstützt haben. 

Mit dem Schreiben habe ich auch recht jung begonnen. Damals habe ich bis 3 Uhr nachts gebrochene Herzen zu Liebesliedern umgewandelt. Die haben noch nie das Tageslicht gesehen und werden wohl auch nicht mehr gehört werden. Zuhause haben wir als Kinder auch schon immer Tänze aufgeführt oder Lieder selbst geschrieben.

In jungen Jahren war ich auch beim Amateurtheater auf den Heimatbühnen. Damals dachte ich mir schon, dass ich das gerne beruflich machen möchte, doch in der Schulzeit hat sich das wieder verloren. In England zum Beispiel kann man Schauspiel & Theater als Fach belegen, aber bei uns gibt es das nicht, deshalb habe ich das aus den Augen verloren und mit einem Chemiestudium begonnen (lacht). Chemie und Russisch. Das war ganz schrecklich. Meine Mama dachte sich: „Was ist jetzt los?“. Zum Glück hab ich das nach zwei Semestern wieder gelassen und mir gedacht, dass ich das mit dem Schauspiel schon gern probieren möchte. In Innsbruck geht das aber nicht, deshalb hab ich dann nach Schauspielschulen in Deutschland gesucht. Zur gleichen Zeit haben mir zwei Freundinnen aus Tirol – die auch englische Wurzeln haben und sich in London gerade an Schauspielschulen bewerben wollten – erklärt, wie das in England so läuft. Und so hab ich mich dann mit 19, also vor acht Jahren, auch beworben, wurde genommen und bin dorthin gezogen. Nach drei Jahren hatte ich die Schule abgeschlossen, bekam einen Agenten und jetzt läuft es so dahin.

Wie sieht denn dein Arbeitsalltag aus? Wie kann man sich einen gewöhnlichen Tag bei dir vorstellen?

Als Schauspielerin bekomme ich von meinem Agenten Vorsprechen zugesandt. Im Moment muss ich meistens „Selftapes“ mit dem Handy aufnehmen, normalerweise finden die Vorsprechen aber schon vor Ort statt. Mir ist es persönlich aber lieber, sie daheim aufzunehmen, dann kann ich nämlich ein bisschen schummeln und ablesen, anstatt den Text auswendig zu lernen. Zusätzlich ist häufig auch das Script zu lesen und wenn alles passt, sende ich die Aufnahmen zu meinem Agenten, der das dann an das Castingbüro weiterleitet. Wenn sie interessiert sind, gibt es noch weitere Runden mit weiteren Vorsprechen und Aufnahmen. Falls ich den Job dann bekommen habe, ändert sich mein Alltag schlagartig. Fürs Theater bin ich dann wochenlang am Proben und sobald das Stück losgeht, muss man acht Mal die Woche auftreten. Während andere dann feiern gehen, gehe ich ins Theater und arbeite. Vor kurzem habe ich auch meine allererste Serienrolle bekommen und fange diese Woche an zu drehen. Die Aufregung davor ist groß und ich freu mich sehr, auch wenn ich noch viel Neues lernen muss.

Kannst du uns schon verraten in welcher Serie du mitspielen wirst und welche Rolle du hast?

Ja, kann ich! Die Show heißt „The Rising“ und kann dem Supernatural-Crime-Serien-Genre zugeordnet werden. Die Protagonistin wurde umgebracht und kommt als Geist zurück, doch sie kann sich an Nichts erinnern und möchte herausfinden, was mit ihr geschah. Zu ihrem Unglück kann sie niemand sehen und mit ihr kommunizieren, aber ein paar Leute können es doch und ich bin eine dieser Personen. In der Geschichte verlieben wir uns, doch es ist irgendwie schräg, weil sie ja ein Geist ist und ich ein Mensch. Also eine sehr spannende Story und ich freu mich schon sehr.

Du hast nach der jahrelangen Erfahrung wahrscheinlich einen guten Einblick in unterschiedliche Branchen der darstellenden Künste erhalten. Welche Hürden muss man als Künstler*in überwinden und was ist dir besonders schwer gefallen? 

Also für mich ist das größte Problem, dass sich irgendwo in unserer Gesellschaft etwas verknotet hat und jetzt viele denken, dass man das nicht als Beruf ausüben kann. Auch viele Eltern – Meine Mama zum Glück nicht – zweifeln an dem Berufsweg, wenn ihre Kinder sagen, sie wollen Schauspieler*in, Musiker*in oder etwas anderes werden. Doch das stimmt einfach nicht, denn man kann auf jeden Fall einen Beruf daraus machen. 

Es fühlt sich komisch an, das Gefühl zu haben, dass das nicht als Beruf wahrgenommen wird. Man bekommt ja auch nicht wirklich viel von so einem Alltag erzählt. Aber ich möchte den Leuten mitgeben, dass man Kunst definitiv beruflich machen kann. Diese Ermutigung wünsche ich mir für diejenigen, die interessiert sind. Dadurch kommt auch das Selbstvertrauen. Denn oft hat man Zweifel und man überlegt, ob man nicht doch etwas anderes machen möchte. Doch mit genügend Selbstvertrauen und Übung kann man diesen Beruf schon machen.

Ich musste auch lernen mit Absagen umzugehen. Denn man bekommt sie häufig, auch wenn man viel Herzblut reingesteckt hat. Das kann dann natürlich schwierig sein, aber auch überwindbar. Dabei hilft es mir immer, meine eigenen Sachen zu machen. Deshalb habe ich dann auch begonnen Musik zu machen, um mich auf etwas anderes zu konzentrieren, während ich auf die Ab- oder Zusage-Mails warte. Ansonsten wartet und wartet man und bei einem „Nein“ weint man sich dann in den Schlaf (lacht). Ja, Absagen sind schon etwas womit man lernen muss umzugehen, doch wenn man an sich selbst glaubt, fällt es einem leichter. Und mit anderen Projekten kann ich auch auf Leute zugehen und so Feedback bekommen und mein Selbstvertrauen stärken. 

Einmal, als ich noch jünger war und mit einem österreichischen Schauspielkollegen über meinen Wunsch nach England zu gehen sprach, meinte der so: „Uh, du bist aber schon eher ein bisschen alt als Frau“. Das hat mir dann total Angst gemacht, obwohl ich erst 19 Jahre alt war. Danach dachte ich, dass ich das ganz schnell machen muss, aber das stimmt überhaupt nicht. Vor allem Frauen wird oft suggeriert, dass ihre Zeit abläuft, doch das ist einfach nicht so. Man kann auch mit 40 oder 60 noch mit dem Schauspiel anfangen, total egal. Zum Glück verändern sich die Zeiten und unterschiedliche Frauenrollen werden Teil der Drehbücher.

Ich möchte den Leuten einfach mitgeben, dass sie mutig sein dürfen und Sachen ausprobieren sollen!

Vielen Dank für das tolle Interview und, dass du dir die Zeit genommen hast, uns von deinem Leben und deinem Alltag zu erzählen. Wir wünschen dir, dass auch weiterhin alles so gut läuft wie bisher!

Dankeschön, es hat mich voll gefreut dabei sein zu dürfen und ich freue mich schon darauf das Interview zu lesen!

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