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Stärke und Selbstvertrauen werden oftmals in den sozialen Medien gepredigt und meist lediglich am äußeren Erscheinungsbild gemessen. Vor allem stark gestylten Personen nehme ich die Message intuitiv ab. Oft frage ich mich, ob und vorallem wie markante Kleidung oder auffallendes Make-Up mit diesen ermächtigenden Worten, zusammenhängen. Ist Style Ausdruck unseres Selbstwertgefühls oder Tarnung unserer Unsicherheit?

„Sei nicht so unsicher!“  

„Sei stark.“  

„Das Wichtigste ist selbstsicheres Auftreten!“ 

Das sind nur ein paar von unzähligen Zitaten die ich selbst immer wieder in  Konversationen beobachten oder hautnah miterleben konnte.

Viel zu oft werden einem diese und ähnliche Floskeln regelrecht entgegen geschmissen,  egal ob auf Instagram und Co. in diversen Selflove-Posts oder im Alltag, ohne dabei zu  bemerken, wie selbstverständlich davon ausgegangen wird, dass es das leichteste der Welt  sei „stark“ und „selbstbewusst“ in der Öffentlichkeit aufzutreten.  

Mehr ist Mehr! 

Oft begegnen wir im Alltag Menschen, bei denen wir aus rein optischen Gründen der  festen Überzeugung sind sie wären DER selbstbewusste Mensch ohne Insecurities. Wieso  stellen wir so gerne und schnell solche Vermutungen auf? Ich selbst ertappe mich dabei  immer wieder, selbst wenn man die entsprechende Person nur Bruchteile einer Sekunde und im Vorbeigehen sieht. Ich glaube die meisten Menschen werden vollkommen unterbewusst  als selbstsicherer abgestempelt, sobald sie sich von der breiten Masse abheben, etwas  gewagtere oder freizügigere Klamotten oder Make-Up tragen, uns damit auf irgendeiner  Weise imponieren, Aufsehen erregen. 

Sie fallen auf – egal ob positiv oder negativ behaftet. 

Vor allem in der Generation meiner jüngeren Schwester, sie ist jetzt 16, rückt eine  Trendbewegung immer mehr in den Vordergrund: Sowohl Make Up als auch Klamotten  sollen nicht länger dezent und natürlich gehalten werden, im Gegenteil – je länger und  breiter der Lidstrich desto besser, Musterungen wie Flammen und Blitze, die die  Augenpartie zieren, große Metall Ketten schwer um Hals und andere Körperteile hängen,  zerrissene Netzstrümpfe dienen plötzlich nicht nur mehr des – mehr oder auch eher weniger – Warmhaltens der Waden, sondern werden um Arme und Hälse gestülpt. Wieder  gilt: je abgefuckter, je zerrissener, je auffallender, umso besser.  

Wenn man genauer hinsieht … 

Wie selbstverständlich stellen wir ein – für uns – hervorstechendes optisches  Erscheinungsbild mit Selbstsicherheit gleich? Aus eigener Erfahrung und vor allem durch  das Miterleben von alltäglichen Situationen meiner eigenen Schwester weiss ich, dass  nicht alle stark geschminkten Jugendlichen auch automatisch selbstbewusst sind, sich  selbst lieben oder Aufmerksamkeit wollen. Mein Appell an alle, die bisher vielleicht keine  persönliche Erfahrungen mit Menschen aus Familien- oder Freundeskreis sammeln  konnten – überlegt beim nächsten mal nochmal kurz bevor ihr euch eine Meinung über  jemanden bildet, von dem ihr ausschließlich äußere Features seht. Meistens steckt hinter  einem bestimmten Look mehr als damit nur auffallen oder provozieren zu wollen. 

Wie es meiner Schwester mit Reaktionen aus der Öffentlichkeit geht und was Schminken  mit mentaler Gesundheit zutun haben kann, habe ich sie persönlich gefragt.

Interview mit Leni (16)  

Was hat dich zu deinem jetzigen Klamotten – und Make Up-Look inspiriert und wo bist  du das erste mal damit in Berührung gekommen? 

„Alles hat eigentlich damit angefangen, dass ich meine langen blonden Haare, die ich schon immer  getragen hab, ziemlich kurz abgeschnitten hatte. Das war quasi der Startschuss. Dann hab ich das  erste mal angefangen mich stärker zu schminken als normalerweise. Die Art Make-Up die ich trage hab ich tatsächlich das erste Mal auf Instagram gesehen, auch ein paar aus meinem Freundeskreis  haben angefangen, sich so zu schminken und sich einfach auszuprobieren. Je mehr ich mich geschminkt hab, desto mehr Piercings sind auch dazugekommen, die Haare  wurden immer noch ein Stück kürzer und die Outfits gewagter.“ 

Bemerkst du auch Reaktionen in der Öffentlichkeit auf dein Äußeres?  Wie gehst du damit um? 

„Na klar. je nach Alter fallen die Reaktionen verschieden aus. Von Erwachsenen und Eltern  kommen meistens nur abschätzige Blicke die soviel sagen wie: 

„Oh mein Gott, hoffentlich zieht sich meine Tochter nicht auch mal so an, wenn sie älter wird!” oder „Oh mein Gott, was ist denn bei ihrer Erziehung falsch gelaufen??“ 

Obwohl die Blicke die ich auf mich ziehe großteils abwertend sind, pusht es auf seltsame Weise  mein Selbstbewusstsein in dem Moment enorm. Irgendwie fühl ich mich dadurch total bestätigt.“ 

Wirkt sich dein Look oder das Schminken auch auf deine mentale Gesundheit aus? 

„Ja total. Angefangen hab ich ja generell mich krasser zu schminken, wenns mir nicht so gut ging,  das wirkt irgendwie therapeutisch auf mich. Da kann es schonmal sein dass ich in einen Look, den ich schminke, auch oft nachts – einfach nur für mich- drei bis vier Stunden investiere. Es ist wirklich absurd, aber es fühlt sich fast so an, als hätte ich mit meinem Make Up eine andere, eine stärkere  und unverletzlichere Persönlichkeit als ungeschminkt. Ich leide seit einiger Zeit an sogenannter  Social Anxiety, also mich an öffentlichen Orten aufzuhalten, wo ich vielleicht jemanden kennen  könnte oder banal wirkende Dinge wie einen Kaffee zu bestellen, fallen mir oft echt schwer,  beziehungsweise kommt es dann auch öfter zu Panikattacken, die so schnell und plötzlich wieder  gehen, wie sie gekommen sind. Wenn ich geschminkt bin und gekleidet bin wie es mir gefällt, hab  ich das Gefühl, viel stärker zu sein und kann mit solchen Situationen dann viel viel besser  umgehen. Man kann es irgendwie mit einem Superhelden-Kostüm vergleichen, das mich, sobald ich  es mir überwerfe, beschützt.“ 

Möchtest du mit deinem Aussehen bei Anderen gezielt etwas auslösen? 

„Ich glaube es geht mir bei diesem Look weniger um das „hübsch machen“, was ja meist der Grund  von dezenterem Make Up ist, sondern viel mehr um das Gefühl, das mir diese kleine zweite  Persönlichkeit schenkt. Man fühlt sich einfach, vor allem in der Öffentlichkeit, aber auch alleine  zuhause, ein kleines bisschen unbesiegbar.“

In diesem Beitrag von Paula Spitzauer wurde Leni Spitzauer befragt und fotografiert.

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