Stellen wir uns vor es ist Samstag Abend und wir treffen unsere Freunde, um anschließend auf eine Party zu gehen. Das erste, das den meisten von uns in den Sinn kommt ist davor Alkohol zu kaufen und uns in Stimmung zu bringen. Doch wie wäre es einen Samstag auszugehen, ohne davor und auf der Party Alkohol zu trinken? Diese Frage hat sich die britische Journalistin Ruby Warrington gestellt und das Prinzip „Sober Curious“ erfunden.
Sober Curious zu sein bedeutet zu hinterfragen wie es ist in Situationen nüchtern zu sein, die in unserer Gesellschaft eng mit einer dominanten Trinkkultur verbunden sind und diesen Situationen mit Neugierde zu begegnen. Das bedeutet, dass wir zum Beispiel bewusst auf einer Party keinen Alkohol trinken und diese Situation so neu wahrnehmen. In weiterer Folge stellen wir uns die Frage, warum wir Alkohol in bestimmten Situationen überhaupt brauchen. „Sober Curious“ bedeutet nicht die vollkommene Abstinenz, sprich das Verbot, jemals Alkohol zu trinken. Es dient dazu festgefahrene Verhaltensweisen und Stigmata zu hinterfragen. Solche können sein: Wie spreche ich jemanden bei einer Party an, ohne dabei mein Selbstbewusstsein scheinhaft mit Alkohol zu stärken. Oder wie kann ich so ausgelassen tanzen, ohne einen Tropfen Wein?
Ein Effekt von Alkohol ist die Ausgelassenheit und Lockerheit, die wir durch den Rausch erfahren. Dieser trägt aber nur scheinbar zu unserem Selbstbewusstsein bei und führt oft zu falschen Entscheidungen. Ruby Warrington schwört darauf, dass ihre Ausgeherfahrungen ohne Alkohol viel intensiver, oft sogar lustiger sind und dabei ohne Kater erfolgen. Wer es einmal versucht hat, merkt schnell, dass man ohne zu Trinken mindestens genauso viel Spaß beim Tanzen hat und so wahres Selbstbewusstsein erfährt. Doch bei „Sober Curious“ geht es nicht nur darum, selbstbewusster aufzutreten und sich die mühseligen Nachwirkungen, wie Übelkeit, schlechten Schlaf oder Kopfschmerzen, zu sparen. Wie das Wort „Curious“ besagt geht es darum neugierig zu sein, Erfahrungen zu sammeln und auszuprobieren, wie wir nüchtern auf Situationen, die normalerweise mit Alkohol verbunden werden, reagieren. Ziel ist es ein Bewusstsein für unsere täglichen Verhaltensweisen zu schaffen und zu erkennen, dass Spaß nicht nur durch unsere Trinkkultur definiert wird. Diese zwei Komponenten ganz bewusst voneinander zu trennen kann ein ganz neues Erlebnis sein, das sich zu testen lohnt und an dem wir als Personen wachsen können. Wer neugierig geworden ist, dem empfehlen wir bei der nächsten Party einfach mal einen Saft zu bestellen und zu sehen, was passiert. Nicht nur euer Körper wird euch am nächsten Tag dafür danken.
Buchtipp: „Sober Curious“ – Ruby Warrington