Der Mythos, dass hauptsächlich Männer die Konsumenten der Videospielbranche sind, ist schon lange nicht mehr der Fall. Mittlerweile sind, laut einer Studie des Österreichischen Verbands für Unterhaltungssoftware (ÖVUS), siebenundvierzig Prozent der österreichischen Videospieler*innen Frauen und die Tendenz ist steigend. Dennoch wird das weibliche Publikum, vor allem bei Single-Player Spielen, gern übersehen. Weibliche Charaktere werden immer noch gerne stereotypisch als Nebenfiguren, wie zum Beispiel die “Jungfrau in Nöten”, Begleiter der Hauptfigur (Sidekick) oder als “Trophäe” dargestellt und nur wenige Mainstream-Spiele haben Frauen als Protagonistinnen. Auch bei ethnischen Charakteren sieht es nicht viel besser aus, da die Mehrheit der Protagonist*innen mit weißer Hautfarbe dargestellt sind. Doch woran liegt das?
Als in den Achtzigern die Konsole endlich in die vertrauten vier Wände kam und man nicht mehr zur nächstgelegenen Spielhalle gehen musste, konzentrierte sich die Werbung hauptsächlich auf eine junge männliche Zielgruppe. Dadurch bedienten sich die Entwickler*innen für die Handlung in Videospielen an der “Jungfrau in Nöten”. Diese ist meistens eine junge, schwache Frau, die von einem Bösewicht bedroht und dann von dem starken, männlichen Helden gerettet wird. Diese Art von Geschichtenerzählung ist keinesfalls neu, es gab sie schon in der Antike in Form von Sagen und wird auch von der Filmindustrie noch gerne genutzt. Game-Klassiker, wie “Super Mario”, lassen über Jahrzehnte immer wieder Prinzessinnen entführen, die hilflos auf ihre Rettung warten. Um die Botschaft der stereotypischen “schwachen” Frau zu unterstützen, werden diese einerseits gerne mit rosaroter Kleidung, Make-up und “femininen” Gesten, wie zum Beispiel einem Kuss für die Rettung, dargestellt. Andererseits werden weibliche Charaktere, die sonst eine starke und unabhängige Persönlichkeit besitzen, oft in knappe und “sexy” Kleidung gesteckt und dadurch geht schnell jede Art von Charakterstärke verloren. Der Fokus liegt auf dem sexualisierten Körper.
Auch wenn männliche Charaktere nicht unbedingt durch stereotypische Kleidung auffallen, werden sie ebenso in Schubladen gesteckt. Ihre Darstellung passiert fast ausschließlich durch den muskulösen, furchtlosen Helden, der kaum Emotionen oder Schwäche zeigt. Ihre Schulterbreite und Muskelgröße übertreffen weit den Maßen des durchschnittlichen Mannes und ihr Aussehen kann damit falsche Bilder in die Köpfe der Spieler*innen setzen.
Hauptcharaktere in Videospielen haben größtenteils eine weiße Hautfarbe und andere Ethnien sind nur selten zu finden. Falls es sie doch gibt, dann sind sie meistens Bösewichte oder spielen eine Nebenrolle. Nicht-weiße Frauen sind nach wie vor so gut wie gar nicht in Hauptrollen vertreten.
Im Gegensatz zu Single-Player schaffen es heutige Multi-Player Spiele wie Fortnite, Apex Legends und ARK: Survival Evolved, ohne Stereotypen männliche und weibliche Charaktere auf erfrischender Art und Weise darzustellen und erfreuen sich dadurch enormer Beliebtheit bei allen Altersklassen. Man kann sich bei fast jedem neuen Multi-Player aussuchen, ob man als männlicher oder weiblicher Charakter spielt und sogar kriegsbasierende Ego-Shooter, wie das neue Battlefield 5, bringen die lang ersehnte Abwechslung.
In den letzten Jahren haben sich immer mehr Games mit weiblichen Hauptcharakteren Rang und Namen gemacht. The Last of Us bringt mit Ellie eine junge und starke weibliche Protagonistin, welche die Handlung im Spiel mit viel Persönlichkeit bereichert und im bald veröffentlichten zweiten Teil eine wesentliche Hauptrolle als erwachsene Frau darstellt. Auch kehrt Beyond Good and Evil mit der afroamerikanischen Heldin, Jade, und ihrem Weltall- Abenteuer wahrscheinlich Ende 2019 mit einem zweiten Teil zurück. Klassische Spiele wie die Serie The Legend of Zelda, die ansonsten für fast jeden Teil sich der “Jungfrau in Nöten” bedienen, haben seit den letzten Spielen einiges an ihrem Konzept geändert. So ist die früher passive Prinzessin Zelda im neuen Breath of the Wild eine aktive Rolle, die den Helden Link und das Königreich seit 100 Jahren beschützt. Bei dem bald veröffentlichten Sequel Breath of the Wild 2 wird sogar spekuliert, dass sie als zweite Hauptfigur gespielt werden kann, etwas was sich viele Fans der Serie schon seit Jahren erhofften.
Der Wunsch nach Veränderung von Videospielen wird immer stärker und Spieler*innen haben durch das Internet mehr Möglichkeiten den Markt zu beeinflussen. Verschiedene Arten von Charakteren und Geschichten werden das Spielerlebnis grundlegend verbessern und die Qualität von Games auf ein höheres Level bringen.