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Die Film-Jury im Gespräch

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Wir haben die Jury-Mitglieder des diesjährigen Filmwettbewerbs nach ihren Erfahrungen in der Jury, ihren Inspirationen und Ratschlägen gefragt. Welche Filme sie besonders beeindruckt haben und wie sie im Team gemeinsam Entscheidungen getroffen haben, erfährst du in diesen Interviews.

@ Paul Pibernig

Martina Genetti hat Kunstgeschichte studiert und beschäftigt sich derzeit vor allem mit Geschichtsschreibung(en), Archiven und Pilzen. Sie ist Teil des Programmteams des this human world – International Human Rights Film Festival und des Filmclubs Tacheles, mit dem sie Filmvorführungen zum Thema Erinnerungspolitik an der Universität Wien organisiert. Derzeit gestaltet sie Filmprogramme für das Schikaneder und das Top Kino.

Welches Filmprojekt, welche Szene hat dich besonders berührt?

Es gab mehrere Filme die mich emotional abgeholt und sehr berührt haben. Einer dieser Filme war “A Ocean”, der Kindesmissbrauch und dessen Aufarbeitung thematisiert, und dieses schwierige Thema in einem dokumentarischen Kurzfilm darstellt. Ich könnte aber aus jedem der Programme Filme aufzählen, die mich sehr berührt haben. 

Manchmal ist es einfacher sich an die Cinematografie der Filme, zu erinnern. Da hat sich natürlich der Gewinnerfilm “Jamal” sehr stark eingeprägt.

Was hat dich an den jungen Filmschaffenden beeindruckt?

Ich hab mir sehr viel Mühe gegeben die Filme nicht in ihren Altersgruppen zu betrachten, jedoch schwingt das automatisch immer wieder mit. Ich musste häufig an mich selbst mit 18 oder Anfang 20 denken und zog Vergleiche zu meinem Schaffen. Aus diesem Blickwinkel bin ich von sehr vielen Filmen beeindruckt, besonders hängen geblieben ist mir aber “Hello, my name is Masha”. In diesem Film geht es um eine junge Frau, die von sich selbst und ihrem Leben erzählt, während sie diese persönlichen Geschichten mit globalen Nachrichten verbindet. Diese Sicherheit mit der sie von sich selbst spricht, wünsche ich mir für viele andere und hätte ich mir auch für mich selbst gewunschen. 

Was möchtest du jungen Filmemacher:innen mit auf den Weg geben?

Man sollte weniger darauf achten, was schon da war, was schon geschrieben wurde oder was man schon kennt, sondern seine eigenen Geschichten schreiben und sich daran auch trauen ganz für sich selbst zu positionieren und mutig zu sein. Man muss in kein Genre passen, denn die schönsten Projekte entstehen, wenn man sich wirklich traut die eigen Geschichte zu schreiben und Spaß dabei zu haben. Das beste Beispiel dafür ist der Film “Bill, Bill & Bill”. 

Was stellt die größte Herausforderung im Beurteilungsprozess da?

Am herausforderndsten ist der Prozess zur Entscheidung, denn es ist nie einfach nur Ja oder Nein. Wir haben sehr viel und intensiv diskutiert und ich konnte sehr viel von den unterschiedlichen Herangehensweisen lernen, da wir alle aus unterschiedlichen Bereichen kommen. Jeder bringt seine eigene Interpretation, Wahrnehmung und Emotion in die Diskussion mit ein und so ist eine Entscheidung mehr als die Summe ihrer Anteile. Aus diesem prozesshaften Dialog und den einzelnen Standpunkten kann man so vieles lernen und das war das Schönste. So verliert das Wort “Entscheidung” auch an Dramatik und Schwere. 

Hast du durch das Filmprogramm neue Inspirationen oder Ideen gefunden?

Ja genau das. Also das ich im Gespräch mit den anderen Jurymitgliedern, gelernt habe meine eigenen Sehgewohnheiten zu hinterfragen und vor allem Überzeugungen zu öffnen und zu versuchen sich in andere Perspektiven hineinzuversetzen. Oft ist das Schönste am Film, das Gespräch danach.

Martina Genetti @ Paul Pibernig

Peter Cerovšek ist als Kurator, Drehbuchautor, Regisseur und Publizist tätig. Außerdem leitet er das FeKK Ljubljana Short Film Festival und das Center for Contemporary Arts SCCA-Ljubljana. Er ist auch Kurator des Kurzfilmprogramms Europe in Short beim Ljubljana International Film Festival und Produzent des Drehbuch-Workshops Short Scene. Er hat Regie bei zahlreichen Kurzfilmen geführt, welche internationale Anerkennung erhalten haben.

Which film project, which scene particularly touched or impressed you?

I took a picture of one shot, and I regret that I didn’t take a picture of some others because they inspired me cinematographically. Many images have stayed with me, including the cinematography of „Jamal.“ I think that’s something that will stay with me forever. I’m looking for that kind of imagery.

What is the biggest challenge in the evaluation process?

I think the biggest challenge is that the jury has to be compatible, but that’s a challenge for the people who select the jury. If the jury is not compatible, the awards are chosen in strange ways. I had an experience that was not bad, but one member was not compatible with the rest of us, and then you start compromising, and compromising is never the best solution. We all have to be involved in the decision. It’s about the conversations.

Is it a different challenge to evaluate projects by young filmmakers than those by adults or professionals?

Yes, I think so, because most people have a sense of responsibility when they judge young people. They are making decisions that could affect their lives or careers. They are still developing. With older directors, you can be more subjective, maybe even harsh, and you can give your personal opinion. But here, you want to be more positive and support the talent along the way.

What would you like young filmmakers to take away?

I’ve read and seen a lot of interviews with directors I look up to, and heard a lot of advice that I didn’t really follow. How many times have I been told to just go out and do my thing, but I haven’t. So I would say take advice from people who have experience. If you like cinema, follow it, watch it, do it. 

Peter Cerovšek @ Paul Pibernig

Joachim Iseni lebt und arbeitet in Linz. Seit 2016 studiert er “Zeitbasierte und Interaktive Medien” an der Kunstuniversität Linz. Neben Projekten für sein Studium arbeitet er an Dokumentarfilmen. Sein Film „Fleischwochen“ wurde auf Festivals wie der Diagonale – Festival des österreichischen Films oder der Duisburger Filmwoche gezeigt und gewann 2019 einen Local Artist Award bei Crossing Europe.

Welches Filmprojekt, welche Szene hat dich besonders berührt oder beeindruckt?

Ich interessiere mich persönlich sehr für Dokumentarfilm und Authentizität, deshalb hat mich eine Szene aus dem Film “Love Under Fire / Feu l’Amour” sehr berührt. Darin telefonierte der Protagonist mit seiner Freundin. Man merkte ihr an, dass sie wohl nur noch wenig Interesse an der Beziehung hat, während der Protagonist das nicht zu merken scheinte. Das war eine meiner Lieblingsszenen. 

Was stellt die größte Herausforderung im Beurteilungsprozess da?

Ich war zuvor noch nie Teil einer Jury und konnte so viele Filme in einem Stück sehen. Mir war es sehr wichtig allen Filmen die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken, trotzdem war es zeitweise schwierig die Konzentration aufrecht zu erhalten. Ich war besonders von der Fülle an unterschiedlichen Eindrücken überrascht. Es gab mehr gute Filme, als man Awards zu vergeben hatte. Da aber über jeden Film diskutiert wurde, konnten wir schlussendlich eine gute Auswahl treffen. Dabei konnte ich auch einiges von meinen Kolleg:innen und ihren Perspektiven lernen. 

Hast du durch das Filmprogramm neue Inspirationen oder Ideen gefunden?

Ich hab ein besseres Verständnis für das Schauen von Filmen entwickelt und werde mir in den nächsten Film- und Schneideprozessen mehr Gedanken dazu machen, wie Inhalte wahr- und aufgenommen werden. Außerdem haben mich einige Herangehensweisen und Ideen sehr fasziniert.

Joachim Iseni @ Paul Pibernig

Brigitta Kanyaro ist Schauspielerin, Autorin, Regisseurin und je nach Anforderung und Gage fast in allen Bereichen im Film tätig. Die in Cluj Geborene wurde für ihr Schauspieldebüt in der ORF-Produktion “Letzter Wille” für die Romy nominiert und debütierte 2019 als Drehbuchautorin/Regisseurin mit dem Kurzfilm “Annamalai”. Im Moment hat ihr zweiter Kurzfilm “Stille Post” die Post-Produktionsphase erreicht und Brigitta hat mit der Entwicklung ihres ersten Langfilms gestartet.

Welches Filmprojekt, welche Szene hat dich besonders berührt oder beeindruckt?

Für mich ist beim Film “Please introduce yourself” ganz viel hängen geblieben. Weil es mir neu war, wie man mit drei nebeneinanderliegenden Filmebenen spielen kann. Durch die vielen Informationen, war es so als wäre die Zeit komprimiert. Davon war ich beeindruckt und es hat mich auch für meine eigene Arbeit inspiriert.  

Gab es Momente in denen es dir schwer fiel deine Emotionen unter Kontrolle zu halten?

Beim Film “The Dip” habe ich durchgelacht. Das war bestimmt einer meiner Lieblingsmomente. Bei “Bill, Bill & Bill” konnte ich kaum noch sitzen und war voller Tatendrang. Ich dachte mir, dass das unglaublich viel Spaß gemacht haben muss. Mir war nach lachen, nach weinen, nach toben. Ich fand es extrem cool, dass die Jugendlichen so “drauf gschissen” haben. 

Was stellt die größte Herausforderung im Beurteilungsprozess da?

Für die Gruppe war es nicht sonderlich schwierig, weil wir auf einer Welle schwammen. Für mich persönlich war es aber auch wichtig die “Underdogs” zu stützen. Denn wenn ein Film schon einige Lorbeeren auf dem Filmplakat hat, muss er vielleicht nicht auch hier noch diesen Push bekommen. Deshalb gab es auch die “Special Mention”, weil wir uns überlegt haben, welche Filmemacher:innen, diesen Push für ihre Zukunft gebrauchen könnten. Es war mir wichtig darauf zu achten, dass es eine Fairness in der Verteilung der Awards und der Aufmerksamkeit gibt. 

Was möchtest du jungen Filmemacher:innen mit auf den Weg geben?

Es ist eine Kombination aus Dingen. 1. Bevor man sich dem Film annimmt, sollte man sich selbst annehmen. “Soul searching” kommt zuerst. 2. “Please yourself” und niemanden sonst. Weil es sonst umso länger dauert, bis man seinen Geschmack entwickelt. Ich hab auch hier durch die Jury gemerkt, wie viele Aspekte eines Films man betrachten kann. Wir hatten einen zweiminütigen Film und wir haben zwei Stunden darüber gesprochen. Das könnte einen verängstigen, bevor man sich selbst wieder an ein Projekt setzt. Aber es verängstigt nicht nur, es gibt einem auch die Zuversicht, dass die eigenen Gedanken und Ideen gesehen werden und dass diese Bemühungen nicht umsonst sind. Es gibt Menschen, die das sehen werden und ich muss es dann auch vor mir selbst rechtfertigen können. Und 3. Spaß haben! Nicht versuchen Trends nachzustellen oder hinterherzujagen, sondern selbstbewusst hinter dem zu stehen, was man zu sagen hat. “Say it with your chest” und hab “a Gaude” dabei. 

Brigitta Kanyaro @ Paul Pibernig

Bianca Jasmina Rauch ist freischaffende Filmkritikerin (z.B. Filmlöwin), Podcasterin (z.B. Ned Wuascht) und Filmwissenschaftlerin mit Fokus auf feministischer Filmtheorie und Geschichte an der Filmakademie Wien. Zuvor arbeitete sie als Filmproduktionsmanagerin (2551.01), als Festivalorganisatorin (z.B. Jüdisches Festival Berlin), für den ORF und als Regieassistentin für einige Theater- und Filmproduktionen. Ihre große Leidenschaft sind emotionale und experimentelle Geschichten, genauso wie versteckte Schätze aus der Vergangenheit.

Welches Filmprojekt, welche Szene hat dich besonders berührt oder beeindruckt?

Es sind sicher viele Filme, die das auf verschiedenste Art erreicht haben. Manche haben mich zum Weinen, manche zum Nachdenken gebracht und manche haben mich durch die Form beeindruckt. Einer der mich sehr zum Lachen gebracht hat und den ich aber auch sehr gesellschaftskritisch fand war “The Dip”. Die Animation handelt von einer Draq Queen, die von einem Hochhausdach springt. Der Sprung wird extrem in die Länge gezogen und verlangsamt, während unterschiedliche Leute von unten beobachten wie sie fliegt. Es gibt dann auch ein versöhnliches Ende, das fand ich sehr süß und lustig gemacht. Und von den Awardgewiner:innen habe ich jedem Film etwas besonderes abgewinnen können. 

Was stellt die größte Herausforderung im Beurteilungsprozess da?

Als Team haben wir sehr gut funktioniert und respektvoll miteinander diskutiert. Wir haben uns von allen Jurymitgliedern zu jedem Film eine Meinung eingeholt und diskutiert. Ich fand es auch sehr schön, wie sich durch die Sichtweisen der anderen, meine Perspektive auf den Film geändert hat und ich noch anders darüber nachdenken konnte. Schwierig war die große Menge an Filmen, sich ständig auf Neues zu konzentrieren und mit unterschiedlichen Formen und Filmgenre konfrontiert zu sein. Oft ist es auch besser, weniger über den Film zu wissen, bevor man ihn sieht, da man dann keine Erwartungen daran setzt. 

Hast du durch das Filmprogramm neue Inspirationen oder Ideen gefunden?

Ohja! Ich bin total glücklich nach den letzten Tagen, weil ich so viele neue Leute und Blickwinkel kennenlernen durfte. Es ist schön zu sehen, wie das Team hier zusammenarbeitet und wie all der coole Content entsteht. Es war auch sehr bereichernd die Filme der ganz jungen Filmemacher:innen zu sehen, da ich sonst wenig Verbindung zu der Altersgruppe habe und nicht weiß was sie bewegt. Man freut sich dann, wenn man sieht das Themen wie Geschlecht und Feminismus wiederkehrend auftauchen. “That’s the new generation, go for it!”. Auch viele Animationsfilme haben meine Neugierde für das Genre geweckt und ich würde mich gerne näher zu den Entstehungsprozessen und Techniken informieren. 

Was möchtest du jungen Filmemacher:innen mit auf den Weg geben?

Aus meiner persönlichen Sicht würde ich sagen, dass es wichtig ist Projekte zu starten, auch wenn man glaubt, dass sie noch nicht perfekt sind. Beim Ausprobieren lernt und erfährt man am meisten. Außerdem sollte man sich gegenseitig helfen und ein Team aufbauen, denn so lernt man auch durch andere Projekte immer dazu. Man sollte auch nicht davor zurückschrecken Dinge zu erzählen, die vielleicht unangenehm sind und eine Diskussion anregen könnten. Es braucht Mut den eigenen Film oder persönliche Geschichten an ein Festival zu schicken und von so vielen Leuten gesehen zu werden, aber es kann total stärkend sein. Es freut mich besonders Filme zu sehen, die mit der Form experimentieren und sich nicht an die “Regeln” halten, also Mut zum Unkonventionellen zeigen. 

Bianca Jasmina Rauch @ Paul Pibernig

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